1. Die Anfänge:

Die Anfänge des Billards sind heute nicht mehr so genau nachvollziehbar, und kein Land kann tatsächlich einen Anspruch auf die Erfindung dieses Sports erheben. Man nimmt aber an, dass sich Billard von dem inzwischen ausgestorbenen französischen Rasenspiel „Paillemalle“ ableitet, das im 13. Jahrhundert in Frankreich, England und Italien gespielt wurde (Abb. 1). Noch heute kann man in London die Pall Mall entlanggehen, die durch ihren Namen an dieses Spiel erinnert.

Aus „Paillemalle“ entwickelten sich wahrscheinlich auch die Sportarten Crocket und Golf. Um dieses „Outdoor“-Spiel auch bei schlechten Wetterbedingungen spielen zu können, wurde das Geschehen kurzerhand in geschlossene Räume verlegt und der Rasen durch einen Tisch ersetzt. Ziel dieses Spiels war es, eine Kugel mit dem „Mace“ durch ein kleines Metalltor hindurchzubefördern, um den dahinterstehenden Kegel zu treffen.

Das erste Lochbillard wird bereits 1571 beschrieben, ein Vorläufer von English Billiards. Der heute gebräuchliche Begriff „Billard“ ist eine Mischung aus dem lateinischen „billa“ und dem französischen „bille“, die Kugel oder Ball bedeuten.

Im 15. Jahrhundert wurde Billard hauptsächlich in den Königshäusern gespielt und gepflegt. Bekannt ist eine Anekdote von Maria Stuart, die in ihrer Gefangenschaft diesem Spiel frönte. Kurz vor ihrer Hinrichtung beklagte sie das Abhandenkommen ihres Billardtuchs, das ironischerweise nach ihrer Hinrichtung zum Einwickeln ihres Kopfs diente!

Ebenso, nur etwas weniger blutrünstig wird Billard 1591 in einem Stück von Joe Spenser, „Mother Hubberd’s Tale”, schriftlich erwähnt.
Dennoch dauerte es noch 19 Jahre, bis 1610 die Genehmigung erfolgte, Billardtische in der Öffentlichkeit aufzustellen. Diese Tische befanden sich ausschließlich in den sogenannten „Ballhäusern“, zu denen allerdings nur die höheren Stände Zugang hatten. Diese Beschränkungen wurden erst nach der Französischen Revolution aufgehoben, doch dann stand dem Siegeszug des Billards um die ganze Welt nichts mehr im Weg (Abb. 2).

GeschichteCirca 1775 dürfte die Geburtsstunde einer weiteren Billardsportart sein, denn zu diesem Zeitpunkt wird das Carambolspiel (keine Taschen) erstmals namentlich erwähnt.

Die moderne Form des Billards hängt mit der Materialrevolution zusammen, die um 1800 einsetzte. So wurde 1800 das Queue in seiner heutigen Form eingeführt (davor wurde mit dem „Mace“ gespielt), es wurde aber noch ohne Queue-Tip gespielt, wodurch die Haltbarkeit der Queues nicht gerade verlängert wurde. 1807 wurde die Spitze des Queues mit dem Queue-Leder versehen. Diese Weiterentwicklung in Richtung des heutigen Queues verdanken wir dem Billardmeister Mengand, der auch als Erfinder des Effetstoßes gilt. 1827 wurde der Holzuntergrund des Billardtischs gegen eine Schieferplatte ausgetauscht, wodurch die Laufeigenschaften der Kugel beträchtlich verbessert wurden.

1835 war das Jahr, in dem die Banden, die bis dato aus mit Baumwolle gefülltem Tuch bestanden, durch Gummifüllungen ersetzt wurden. Im gleichen Jahr legte man auch eine Norm für English-Billiards-Tische fest, um gleiche Voraussetzungen zu gewährleisten. Daher gibt es auch keine „Snookertische“, da Snooker erst viel später aufkam. Doch nicht nur der Tisch und das Queue durchliefen jahrhundertelange Wandlungen. Auch der Ball hat sich vom Lederball über Metall und dem heute seltenen Elfenbein zur Kunststoffkugel (eigentlich Kunstharz) entwickelt, die heute im modernen Billard verwendet wird. Manche alte Clubs, die auf eine lange Tradition zurückblicken können, sind heute noch im Besitz von echten alten Elfenbeinbällen, die aufgrund der Artenschutzbestimmungen nicht mehr erzeugt werden.

2. English Billiards:

Es besteht kein Zweifel, dass man Billiards ab dem Jahr 1550 mit drei Kugeln (2 Spielkugeln und 1 Objektkugel) gespielt hat. Walter LindrumDie Spieler hatten mehrere Möglichkeiten, um zu Punkten zu kommen: entweder durch Karambolage (auch „Cannon” genannt) oder durch Einlochen der Kugel („Hazard”) und den daraus entstehenden Kombinationen. Heute wird dieses Spiel English Billiards genannt.

Der erste Billiards Professional Champion war 1835 ein Mann namens Jonathan Kentfield. Einen Namen muss man unbedingt erwähnen, wenn über English Billards gesprochen wird, und zwar Walter Lindrum (Abb. 3). Dieser Mann beherrschte das Spiel derart, dass sich das International Billiards Rules Committee entschließen musste, die Regeln neu zu überdenken und zu ändern (es dürfen nur noch 15 Hazards sowie 75 Cannons in Folge gespielt werden). Sein bis heute gültiger Weltrekord: 4137 Punkte in einer Aufnahme (gegen Joe Davis). Weitere große Spieler waren Willy Smith und Tom Newman in den 1930er-Jahren. Heute dominieren das Profispiel die Engländer David Causier, Rob Hall und Peter Gilchrist (der für Singapur spielt).

Es wird jährlich eine Amateur- und eine Profi-WM ausgetragen.

3. Snooker:

Der britische English-Billiards-Meister John Roberts (Abb. 4) exportierte in der Mitte des vorigen Jahrhunderts Billiardstische an die in Indien stationierten britischen Regimenter sowie an die Paläste der Maharadschas. Der Maharadscha von Jaipur war von Roberts’ Spielkünsten dermaßen beeindruckt, dass er ihn als „Hofmeister“ anstellte.
1885 wurde Roberts von Neville Chamberlain dem Maharadscha von Cooch Behar vorgestellt, der die „Regeln“ eigenhändig aufgeschrieben hatte und an Roberts weitergab. Roberts hat nach seiner Rückkehr das Spiel in England eingeführt.

Snooker entstand in den zahlreichen Offiziersmessen in Indien, wo sich britische Offiziere und Soldaten die Langeweile vertrieben. Da English Billiards für die Soldaten zu anspruchsvoll war, wurden kurzerhand 15 rote und eine schwarze Kugel auf dem Tisch aufgestellt (Black Pool). Das Spiel war aber nicht taktisch genug und wurde um die gelbe, grüne und pinkfarbene Kugel erweitert.
Die braune und die blaue Kugel kamen erst später hinzu. Diese Billiardsvariante wurde auch im 11. Devonshire Regiment gespielt, zu dem auch Sir Neville Bowes GeschichteChamberlain gehörte. Einer Anekdote zufolge gab Sir Chamberlain dem Spiel den Namen Snooker.
Das Wort „Snooker“ war ein damals begrenzt verwendeter umgangssprachlicher Begriff für junge Rekruten, sogenannte „greenhorns”. Als es einem Offizier nicht gelang, einen unmittelbar vor der Tasche liegenden Ball zu versenken, bezeichnete Chamberlain ihn als „regular snooker“ (blutigen Anfänger). Anschließend musste sich Chamberlain rechtfertigen, und er schlug vor, das noch namenlose Spiel Snooker zu nennen, da ja alle Spieler regelrechte „snookers“ wären. Heute bezeichnet man die Stellung, in der man keinen Ball „on“ sieht, als Snooker.

Die ersten Weltmeister waren eigentlich English-Billiards-Spieler. Ganz besonders herauszuheben ist Joe Davis, der von 1927 bis 1946 Snooker-Profiweltmeister war und ohne eine einzige WM-Niederlage abgetreten ist. In Vergessenheit geraten ist, dass er auch vielfacher Profi-Billiards-Weltmeister war. Während die 50er-Jahre von Joes Bruder Fred Davis beherrscht wurden, standen die 60er ganz im Zeichen John Pullmans, der auch das „moderne“ Snooker einleitete. Die 70er „teilten“ sich Ray Reardon und John Spencer, die den Weg John Pullmans fortsetzten. Die 80er dominierte Steve Davis, mit dem Snooker endgültig der Weg ins (weltweite) TV gelungen ist. In den 90er-Jahren war es Steven Hendry, der (fast) nicht zu schlagen war. Seit damals beherrscht der Engländer Ronnie O’Sullivan die Szene, der bisher sieben Weltmeistertitel gewonnen hat, die meisten Maximum Breaks (15) erzielt hat und als bester Snookerspieler aller Zeiten gilt.
Übrigens: Das erste gesicherte „Maximum Break“ von 147 Punkten spielte der Neuseeländer Murt O’Donoghue im Jahr 1934.Joe Davis

Es wird jährlich eine Amateur- und eine Profi-WM ausgetragen.

4. English Billiards vs. Snooker:

Snooker konnte sich bis in die 30er-Jahre des 20. Jahrhunderts nicht so recht durchsetzen. In England galt es als nicht so fein und technisch weniger anspruchsvoll, aber auch die Materialkosten (Elfenbein) für ein Snookerset waren eindeutig zu hoch. Auch die Preisgeldunterschiede waren in Relation zur English-Billiards-Profi-WM gigantisch (das Preisgeld bei der Snooker-Profi-WM 1927 betrug lediglich 10 Pfund).
Erst mit dem Aufkommen des Fernsehens entpuppte sich Snooker als Zuschauermagnet. Sponsoren stiegen in das Snookerbusiness ein, und seit Ende der 60er-Jahre ist Snooker weltweit die meistgesehene Billardsportart. Es sollte jedoch klargestellt werden, dass Snooker und English Billiards von der Grundtechnik her gleich sind.

5. Die Organisation in Österreich:

Der Österreichische Snooker & Billiardsverband ÖSBV wurde 1990 gegründet und ist somit der jüngste Billard-Fachsportverband in Österreich, obwohl in diesem Verband mit „English Billiards“ die älteste oder „Ursprungsform“ des Billards gespielt wird. Österreichische Staatsmeisterschaften gibt es im Snooker und im English Billiards jeweils in der Allgemeinen Klasse. Österreichische Meisterschaften werden im Snooker bei den Damen, Junioren, Masters und im Doppel ausgetragen.

6. Internationale Verbände:

Der ÖSBV ist Mitglied der European Snooker & Billiards Association (EBSA), die Ausrichterin der Europameisterschaften ist.
Weiters gibt es noch die WPBSA (World Professional Billiards and Snooker Association). Dies ist der Profiverband für English Billiards und Snooker.

Alle internationalen Billard-Fachverbände haben sich zur WCBS (World Conference of Billiards Sports) zusammengeschlossen. Der WCBS ist Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees.

Quellennachweis:
1. Abb. 1, 2 Joseph Bennett: „Billiards by Joseph Bennett“ 1889
2. W. Dufton: „Practical Billiards“ 1873
3. Abb. 3 Joe Davis: „How I Play Snooker“ 1956
5. Abb. 5 Walter Lindrum: „Billiards“ 1930
6. Abb. 4 John Roberts: „Modern Billiards“ 1910

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